„Café der Hilfe“: Paula Heiler nimmt aus Costa Rica eine andere Lebenseinstellung mit

6. März 2018

Anbei ein Artikel aus dem Sauerlandkurier.

Vielen Dank an Patricia Bigge, das wir Ihren Artikel hier veröffentlichen dürfen.

Marsberg. Die Kolpingsfamilie Niedermarsberg lädt seit vielen Jahren im Advent zum „Café der Hilfe“ ein. Der komplette Erlös der Aktion fließt in ein soziales Projekt in Costa Rica, wo sich der ehemalige Marsberger Reinhard Fiege und seine Frau Katia Fernandez Mena sehr engagieren. Paula Heiler hat dort ihren freiwilligen sozialen Dienst absolviert und die beiden vor Ort bei verschiedenen Projekten begleitet und unterstützt.

Während des „Cafés der Hilfe“ hat die 19-Jährige über diese Projekte und ihre Erfahrungen berichtet. „Nach meinem Abitur wusste ich nicht genau, was ich machen möchte. Ich wollte erstmal ein Jahr Pause machen und etwas Neues kennenlernen, Zeit im Ausland verbringen und eine Sprache richtig lernen“, erzählt Paula Heiler, die aus Alfen (ein Ortsteil von Borchen, Kreis Paderborn) stammt und derzeit in Hamburg studiert. Sie wollte sich gerne sozial in Süd- oder Mittelamerika engagieren. Über ein paar Kontakte bot sich ihr die Möglichkeit nach Costa Rica zu reisen und dort den ehemaligen Marsberger Reinhard Fiege und seine Frau Katia Fernandez Mena bei ihren Projekten zu begleiten. Die beiden leben dort, sind für die Kolpingsfamilie Costa Rica aktiv und unterstützen getreu dem Motto Adolph Kolpings „Hilfe zur Selbsthilfe“ Familien und Frauen dabei, in vielen kleinen Projekten die Selbstständigkeit zu erlangen.

„Ganz am Anfang war es ein Kulturschock“, berichtet Paula Heiler. „Das andere Klima, die Natur, die Infrastruktur: So dauerte der Weg von den Dörfern bis zur nächsten Bushaltestelle etwa eine Stunde. Die Landschaft ist bis auf die Küste sehr bergig und das Klima, aufgeteilt in Regen- und Trockenzeit, ganz anders.“ In Costa Rica gebe es auch keine Freizeitbeschäftigungen oder Vereinsleben wie in Deutschland. Mal eben eine Runde Fußball spielen sei nicht möglich, da der nächste „Fußballplatz“ auf den Dörfern etwa eine Stunde Fußweg entfernt sei.

Schätzt Gelassenheit und Lebensfreude

Gemeinsam mit einer Gruppe aus Deutschland hat Paula Heiler bei der Renovierung einer Schule in Nicaragua geholfen. Aber hauptsächlich hat sie sich während ihres siebenmonatigen Aufenthalts in Costa Rica mit den Kindern und Jugendlichen beschäftigt. So wurden Sterne und Mini-Krippen zu Weihnachten gebastelt oder ein Tanz für eine Kolpingfeier mehrerer Gemeinden einstudiert, was den Kindern und Jugendlichen sehr viel Freude bereitet hat. Aber auch die mühselige Arbeit der Kaffeeernte hat Paula kennengelernt. Und sie hat den Kindern und Jugendlichen sogar etwas Deutsch beigebracht und ihnen etwas über Deutschland erzählt. „Deutschland war ihnen durch den Fußball ein Begriff. Ganz fasziniert waren sie vom Schnee und wollten alles darüber wissen“, erzählt die 19-Jährige.

 

Jetzt, etwa neun Monate nach ihrer Rückkehr, vermisst Paula besonders die Gelassenheit und die Lebensfreude. „Pura Vida“ ist dort das Lebensmotto, das sie sich als Erinnerung als Tattoo hat stechen lassen. Es heißt übersetzt so viel wie „Pures Leben“, wird aber auch genutzt, um zu sagen: „Alles gut“ oder „Alles klar“. Vor allem aber bedeutet es, den Moment und das Leben zu genießen. „Die Familien in Costa Rica sind nicht unbedingt arm. Sie können sich aber meistens nur das Nötigste leisten“, erzählt Paula. Dennoch seien sie damit zufrieden und nähmen das Leben, wie es kommt.

„Man nimmt die Sachen nun ganz anders wahr“, zieht Paula Heiler ihre persönliche Bilanz. So weiß sie jetzt nicht nur, was für Arbeit in einer Packung Kaffee steckt, sondern sie hat sich auch unter anderem vorgenommen nicht alles „Überflüssige“ zu konsumieren, „zum Beispiel nicht einfach shoppen zu gehen, nur weil ich gerade Geld habe“. Sie findet es sehr wichtig, die Chance wahrzunehmen, über den Tellerrand zu schauen und andere Kulturen kennenzulernen, wenn man die Möglichkeit hat.

Paulas größter Wunsch für die Kinder und Jugendlichen in Costa Rita ist, dort mehr Angebote und Möglichkeiten zu schaffen, um die Kinder zu beschäftigen. So passte es gut, dass der Erlös des „Cafés der Hilfe“ in diesem Jahr dem Projekt „Spielplatz in Costa Rica“ zugute kommt.

Neben dem „Café der Hilfe“ organisierte die Kolpingsfamilie Niedermarsberg wieder einen Bücherflohmarkt mit Sachbüchern, Klassikern, oder auch aktuellen Bestsellern.

Ebenso verkaufte die Kolpingjugend selbstgemachte Waffeln. Der Erlös aus dem Bücher- und Waffelverkauf wird investiert, um den in die Jahre gekommenen und oft reparierten Kicker im JBZ (Jugendbegegnungszentrum) zu ersetzen, damit die Kinder und Jugendlichen in Marsberg wieder kickern können.